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Goitrogene - Welche Lebensmittel schaden der Schilddrüse?

Ziemlich hartnäckig hält sich die Behauptung, dass der Verzehr von Kohlgemüse der Schilddrüse schade. Müssen Brokkoli & Co. nun vom Speiseplan gestrichen werden? Ganz klar: NEIN! Wir schauen uns das Thema genauer an.


Goitrogene sind Substanzen, die entweder die Jodaufnahme in die Schilddrüse hemmen oder die Bildung organischer Jodverbindungen blockieren. Langfristig kann dies zu einem Jodmangel führen, woraufhin sich die Schilddrüse vergrößert, um noch das letzte bisschen Jod nutzen zu können. Das Resultat ist der unschöne Kropf (Struma).


Zu den Goitrogene werden manche Medikamente (konkret die Thyreostatika), Umweltgifte wie Fluorid und Perchlorat (ein Pestizid) und sekundäre Pflanzenstoffe gezählt. In diesem Artikel besprechen wir die pflanzlichen Goitrogene, zu denen Glucosionlate in Kohlgemüse, Flavanoide wie Isolflavone in Soja und Glycosyl-Flavone in Hirse sowie Abbauprodukte dieser Substanzen. Zu den bekanntesten gehören Goitrin und Rhodanid.


Glucosionlate werden auch als Senfölglykoside bezeichnet und sind in unterschiedlichen Kombinationen in Kreuzblütlern zu finden. Zu diesen Pflanzen gehören:

  • Brokkoli

  • Rosenkohl

  • Blumenkohl

  • Grünkohl

  • Rotkohl

  • Spitzkohl

  • Kohlrabi

  • Wirsing

  • Weißkohl

  • Rüben

  • Soja

  • Maniok

  • Rettich

  • Meerrettich

  • Radieschen

  • Chinakohl

  • Pak Choi

  • Brunnenkresse

  • Rucola

  • Senf

  • Raps

  • etc.

Die Senfölglykoside liegen in den Pflanzen inaktiv vor. Erst durch das Enzym Myrosinase, welches auch in der Pflanze, vorkommt, werden die Senfölglykoside aktiviert. Werden durch das Anbeißen, Kauen oder Zerschneiden der Pflanzenzellen beide Stoffe aus den Zellen befördert, treffen sie aufeinander und die Senfölglykoside werden aktiviert. In der Regel schützen sie so die Pflanzen vor Fressfeinden und Keimen.

Wie hoch der Anteil der Senfölglykoside in einer Pflanze ist, hängt unter anderem von den Düngemitteln, Schädlingsbefall, Kälte und Trockenheit ab.



Wie gefährlich sind diese Goitrogene?


Nun wissen wir, dass manche dieser Glucosionlate die Schilddrüse stören, z.B. Goitrin und Thiocyanat.

Andere wiederum gelten als gesundheitsfördernd, ja sogar krebshemmend, z.B. Sulforaphan (ein Abbauprodukt aus dem Glucosionlate Glucoraphanin).


  • In Tierversuchen wurden Kaninchen monatelang fast nur mit Kohl gefüttert und entwickelten einen Kropf.

  • Eine ältere, an Diabetes erkrankte Frau konsumierte mehrere Monate lang 1,5 kg Pak Choi täglich. Dabei entstand lebensbedrohliche Schilddrüsenunterfunktion.

  • In einer Versuchsreihe mit Menschen, erhielten die Testpersonen über einen bestimmten Zeitraum täglich 25 mg Goitrin, welches die Jodaufnahme verminderte.

Lässt sich daraus jetzt schließen, dass Kohlgemüse und andere Kreuzblütler ungesund sind und der Schilddrüse schaden? Nein! Die genannten Beispiele stellen Extremsituationen und äußerst einseitige Ernährungen dar. Um über die Nahrung 25 mg Goitrin aufzunehmen, müsste man täglich mehr als 1,5 kg rohen Brokkoli verzehren. Abgesehen davon zeichnen alle weiteren Studien und Beobachtungen ein ganz anderes Bild:

  • Gesunde Versuchspersonen, die über 12 Wochen lang täglich 8mg Thiocyanat erhielten, zeigten keinerlei Veränderungen der Schilddrüse.

  • Erhielten Tiere bei bereits vorhandener Schilddrüsenunterfunktion und klarem Jodmangel goitrogenhaltiges Futter, so verschlechterte sich deren Zustand. Das gleiche Futter hatte auf gesunde Tiere keine Auswirkungen.

  • Studien in Thailand und Griechenland mit schwangeren Frauen kamen zum gleichen Ergebnis.

  • Weitere Studien (siehe Quellen) belegen, dass Thiocyanat keine Schilddrüsendysfunktionen verursacht.

Fazit

Bei über Monate andauernder, übermäßiger Aufnahme bestimmter Goitrogene und zeitgleich geringer Jodzufuhr kann es zu einer Schädigung der Schilddrüse kommen. Bei einer ausgewogenen Ernährung und solider Nährstoffzufuhr (konkret: Jodzufuhr) stellen die pflanzlichen Goitrogene jedoch keine Gefahr dar. Daher dürfen Kohlgemüse, Kresse etc weiterhin verzehrt werden.


Quellen


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