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Wenn Konzerne über ein Bewusstsein sprechen, dass sie nicht haben (Aktion "Wahre Kosten")

Vor Kurzem startete der Discounter Penny, ein Unternehmen des Rewe-Konzerns, eine heftig diskutierte Aktion, um die "wahren Kosten von Lebensmitteln" aufzuzeigen. Für einen sehr kurzen Zeitraum wurde der Preis einer winzigen Auswahl von Produkten auf die (angeblich) wahren Kosten angehoben. So kosteten eine Packung Frankfurter nicht mehr knapp 3, sondern über 6 Euro und der beliebte Mozzarella war mit 1,60 € ebenfalls fast doppelt so teuer wie zuvor. In über 2.000 Filialen ließ Penny diese Aktion laufen.


Was möchte der Konzern mit dieser Aktion bewirken? Der Anspruch, damit das Bewusstsein der Verbraucher zu schärfen, ist purer Hohn! Die großen Unternehmen Rewe, Edeka, Lidl und Aldi bestimmen den Markt und diktieren die Preise weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Sie werben mit Tierwohl, CO₂ Neutralität und Bio-Produkten - Greenwashing auf höchsten Niveau!

Greenwashing


Bewusstlosigkeit der Konzerne

Sämtliche dieser Discounter und Supermärkte richten durch ihre Preisdiktatur Leben zugrunde.

  1. Dumpingpreise der Discounter haben bereits kleine, lokale Geschäfte verdrängt. Den "Tante-Emma-Laden" kennen die jüngeren Generationen schon gar nicht mehr.

  2. Unsere Landwirte hierzulande können wegen der hiesigen Strukturen nicht zu den gleichen Billigpreisen produzieren, wie es in anderen Ländern gemacht wird. Dadurch haben insbesondere kleine einheimische Betriebe keine Chance, auf dem Markt zu bestehen. Immer mehr Landwirte geben ihre Arbeit auf, weil sie davon kaum noch leben können und/oder weil die Auswirkungen der erforderlichen Arbeitsweisen nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können.

  3. Wer die von den Konzernen gedrückten Preise bedienen will (oder muss), ist zu Arbeitsweisen gezwungen, welche natürliche Ressourcen vernichten, der Umwelt schaden und Tieren unsägliches Leid zufügen. Es ist schlicht unmöglich, zu solchen Preisen fair zu produzieren.

  4. Dumpingpreise fördern den Welthunger und Fluchtursachen, denn die Preisdiktatur betrifft schließlich auch die ausländischen Produzenten.

  5. Dumpingpreise begünstigen Sklaven- und Kinderarbeit. Ob auf afrikanischen Kakaoplantagen oder in spanischen Gewächshäusern - die Menschen werden ausgebeutet. Neben den viel zu niedrigen Löhnen sind Verstöße gegen Arbeitsschutz­auflagen und Betrug mit Sozial­abgaben zu beobachten. Viele Arbeiter leben in Slums ohne Wasser und Strom. Selbst­gebaute Hütten aus Müll in Spanien oder illegale Zelt­städte in Italien - die Zustände sind menschenunwürdig. Im Jahr 2021 haben sich Erntehelfer am Bodensee (Deutschland!) über marode Unterkünfte mit zugemauerten Fenster beklagt.

Und jetzt möchte uns ausgerechnet einer dieser Preis-Drücker belehren? Ja, Penny (bzw. Rewe), wir wissen, dass die von euch geschaffenen Marktstrukturen destruktiv sind. Discounter bedienen eine ekelhafte Geiz-ist-geil-Mentalität, die bei jenen Menschen gut ankommt, die sich zwar den Smoker (Grill) für 800 € kaufen, aber 2 € für die Bratwurst noch zu teuer finden. Glaubt Penny wirklich, dass diese Menschen überhaupt ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Fairness und Wertigkeit haben?


Hochwertige Nahrungsmittel zu Preisen, von denen die Erzeuger (nicht der Discounter!) sicher leben können und unter deren Produktion weder Tier noch Umwelt leiden, sind weit entfernt von den uns bekannten Supermarktpreisen. Und mal ehrlich, wer könnte sich die tatsächlichen Preise leisten? Zwar wird immer wieder gern vom deutschen Wohlstand gefaselt, doch knapp 18 % der Rentner sowie 21,6 % der Kinder und Jugendliche waren im Jahr 2022 in Deutschland von Armut betroffen. 3,9 Millionen Menschen leben von Bürgergeld. Ein Konzern, der Mensch, Tier und Natur weltweit missachtet, möchte Millionen Menschen, die nicht im Wohlstand leben, über wahre Preise belehren?


Folgekosten nicht berücksichtigt

Die angeblich wahren Preise der Produkte in dieser Aktion wurden nach "wissenschaftlichen Maßstäben" berechnet. Das heißt potenzielle Auswirkungen der Produktion auf Umwelt, Wasser, Boden und Gesundheit wurden berücksichtigt (ob diese Berechnungen zutreffen ist fraglich). Damit sind wir noch immer nicht bei den wahren Preisen, denn Auswirkungen wie Klimawandel, Fettleibigkeit, Kinderarbeit und Plastikverschmutzung wurden nicht in die Kalkulationen einbezogen. Diese Kosten werden von uns als Gesellschaft finanziell und gesundheitlich getragen.


Fazit

Möchte ein Konzern tatsächlich etwas ändern, dann sollte er anfangen, Tierleid, Naturzerstörung und Arbeitsausbeutung zu beenden, statt mit dem Finger ausschließlich auf die Verbraucher zu zeigen.

Worüber wir uns als Verbraucher bei jedem Einkauf bewusst sein sollten, ist: Billig produzierte Nahrungsmittel gibt es nicht - irgendwo zahlt immer irgendjemand den wahren Preis.


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