Jihwa Pariksha ist eine wichtige Methode in der umfassenden ayurvedischen Anamnese. Hierbei wird die Zunge genau betrachtet, um Hinweise auf den Gesundheitszustand sowie die Doshas (biologische Wirkprinzipien). Eine gesunde Zunge ist blassrosa und feucht, mit dünnem, hellem Belag auf einer glatten Oberfläche ohne Risse. Schau gern in den Spiegel und schau dir deine Zunge an.
Was deine Zunge über dich erzählt
Erfahrene Ayurveda Practitioner und Ärzte können anhand der Zunge Rückschlüsse ziehen, was in deinem aktuell vorgeht. Anhand bestimmter Kriterien können sie unter anderem Folgendes erkennen:
Gesundheit der Organe
Malabsorption von Nährstoffen
Anämie
Entzündliche Prozesse im Körper
Infektionen
Gleichgewicht oder Ungleichgewicht der Doshas
Ansammlungen von Ama
Genau wie andere ayurvedische Diagnoseverfahren erfordert die Zungendiagnose viel Übung sowie medizinische Kenntnisse. Selbstverständlich reicht sie nicht als alleinige Methode aus. Ich möchte dir einen kleinen Überblick geben, damit du deine Zunge im Spiegel betrachten und beurteilen kannst. Zur Selbstdiagnose von Krankheiten sind diese Informationen nicht geeignet. Stattdessen hilft die nachstehende Anleitung dir, deinen Körper besser kennenzulernen und erste Anzeichen von Dysbalancen zu erkennen.
1 x 1 des Zungenlesens
Deine Zunge zeigt an, ob du fit bist, deine Nahrung gut verdaut wird oder ob Störungen der Doshas vorliegen. Nimm dir also gern täglich ein paar Minuten Zeit, um deine Zunge zu "lesen".
Anatomie oder die Lage der Organe in der Zungendiagnose
Im Ayurveda werden Organe bestimmten Bereichen der Zunge zugeteilt. Der Zustand eines Bereichs entspricht dann dem Zustand des jeweiligen Organs:
Die Schilddrüse und Halswirbelsäule werden an der Zungenspitze repräsentiert.
Die Wirbelsäule wird mit der vertikalen Linie in der Mitte der Zunge verbunden.
Dickdarm, Niere und unterer Rücken sind mit dem hinteren Teil der Zunge verknüpft.
In der Mitte der Zunge kann der Zustand der Leber, der Milz, des Magens und des mittleren Teils des Rückens betrachtet werden.
Den oberen Magen-Darm-Trakt, die Lunge, das Herz und der obere Rücken sind im vorderen Teil der Zunge zu finden.
Farbe der Zunge
Rosa-rot entspricht der normalen Farbe einer gesunden Zunge. Abweichungen weisen auf gesundheitliche Defizite hin.
Ist die Zunge blass, kann dies auf einen Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie) oder eine schlechte Durchblutung hindeuten. Mögliche Ursachen sind ein Eisen- oder Vitamin B12-Mangel, Blutverlust oder Infektionen. In diesem Fall liegt eine Kapha-Störung vor.
Vata-Störungen und Erkrankungen der Atemweg lassen die Zunge bläulich erscheinen.
Eine dunkelrote oder gelbliche Zunge deutet auf eine Pitta-Störung hin.
Belag
Kleine Mengen hellen Belags auf der Zunge sind ganz normal. Er besteht aus abgestorbenen Zellen, Nahrungsmittelresten und Keimen wie Bakterien. Nimmt der Belag an Menge zu oder erscheint farblich abweichend, erklärt der Ayurveda dies mit einer Ansammlung von Ama. Dicker Belag auf dem Zungenrücken weist auf eine schlechte Verdauung und Ama im Dickdarm hin. Ama im Magen und Dünndarm bilden Belag in der Mitte der Zunge. Breitet sich der Belag weiter aus, kann dies auf systemische Belastungen hindeuten. Anhand der Farbe des Belags können Dysbalancen der Doshas erkannt werden:
Weißlicher Belag → Kapha-Ungleichgewicht
Grauer, schwarzer oder brauner Belag → Vata-Ungleichgewicht
Gelber, roter oder grüner Belag → Pitta-Ungleichgewicht
Feuchtigkeit
Natürlich muss eine gesunde Zunge feucht sein. Ist sie jedoch feucht-klebrig kann das Kapha-Dosha gestört sein. Vata-Störungen äußern sich durch eine trockene, raue Zunge.
Furchen und Risse
Ist das Vata-Dosha aus dem Gleichgewicht geraten, dann findest du Risse oder Furchen auf deiner Zunge.
Sind viele Risse zu sehen, wirst du vermutlich unter chronischen oder starken Vata-Symptomen leiden, z.B. Schlaflosigkeit, Nervosität, Unsicherheit oder Ängste.
Betrachte die Mittellinie deiner Zunge - ist dort eine Furche zu sehen? Lautet deine Antwort ja, dann hältst du in der Wirbelsäule Stress und Emotionen fest. Aus dem Yoga und modernen Ansätzen der Psychosomatik wissen wir, dass der Zustand der Wirbelsäule eng mit dem mentalen und emotionalen Befinden zusammenhängt. Risse an der Zungenspitze stehen für Schmerzen, Spannungen und Fehlstellungen der Halswirbelsäule.
Zahnabdrücke
Findest du Zahnabdrücke entlang den Rändern der Zunge, weist dies laut dem Ayurveda auf eine schlechte Aufnahme der Nährstoffe oder eine Mangelerscheinung hin.
Schwellung
Entzündung im Körper werden durch Schwellungen der Zunge sichtbar. Die geschwollene Stelle korreliert mit der Entzündung des zugeordneten Organs (siehe Anatomie oder die Lage der Organe in der Zungendiagnose). Ist die Zunge geschwollen, kann dies auf ein Ungleichgewicht des Kapha-Doshas deuten. Zu den Kapha-Dysbalancen gehören Ödeme (Flüssigkeitsansammlungen), Übergewicht, Schilddrüsenunterfunktion sowie allergische Reaktionen etc.
Geschmackssinn
Dysbalancen der Doshas können sogar die Geschmackswahrnehmung verändern. Ein gestörtes Vata führt zu einer verstärkten Wahrnehmung von herben und süßen Geschmacksrichtungen. Menschen mit einer Pitta-Störung bevorzugen oft bittere und scharfe Speisen.
Papillen entzündet
Fieber und andere Zustände können rote, entzündete Papillen auf der Zunge verursachen. Im Ayurveda wird dies dem Pitta-Dosha zugeordnet. Welche Organe betroffen sind, zeigt sich durch rote Punkte im jeweils passenden Bereich der Zunge.
Vertiefungen
Dem vorderen Teil der Zunge wird unter anderem das Herz zugeordnet. Sind dort Vertiefungen zu erkennen, so erkennst du daran emotionale Dysbalancen wie Trauer oder Depression. An der Tiefe der Einbuchtung kann ein erfahrener Ayurveda Practitioner erkennen, ob dieser Zustand chronisch ist.
Hier noch ein Bild, das dir hilft die Bereiche der Zunge leichter zu erkennen:

Hinweis:
Dieser Artikel dient als allgemeine Information über den Ayurveda. Im Krankheitsfall oder bei Unklarheiten wende dich bitte an einen Arzt. Dieser Artikel ersetzt die Diagnose und Behandlung durch einen Arzt nicht.