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Hemanta ritu - Winter aus ayurvedischer Sicht

Der indische Kalender ist einzigartig und unterscheidet sich von dem europäischen insofern, als er sechs Jahreszeiten nennt. Dabei werden von den 12 Monaten eines Jahres der Wintersaison insgesamt vier Monaten zugesprochen. Diese werden dann in zwei Teile aufgeteilt:

  • Hemanta Ritu (Frühwinter) von Mitte November bis Mitte Januar

  • Shishira Ritu (Spätwinter) von Mitte Januar bis Mitte März

Für Mittel- und Nordeuropa müssen diese beiden Teil des Winters etwas anders verteilt werden. Hemantu Ritu entspricht der Zeit vom 22. Oktober bis ca. Weihnachten. Danach beginnt Shishira Ritu und endet um den 21. Februar herum.


Auch der Ayurveda folgt diesem Kalender. Wegen der unterschiedlichen Eigenschaften jeder Jahreszeit (Ritu) gibt uns der Ayurveda spezifische Empfehlungen (Achara) für die jeweilige Saison. Die Winterzeit ist ideal, um zur Ruhe zu kommen, zu reflektieren, sich Zeit zu nehmen und die Kräfte wieder nach Innen zu richten. Doch der friedvolle, ruhige Winter kann auch erdrückend wirken und vor allem wegen des Lichtmangels in unseren Breiten zu Antriebslosigkeit, Melancholie oder Depressionen führen. Obwohl hierzulande der Winter für unsere Urahnen bedrohlich war und ihnen der Tod durch Kälte und Hunger drohte, steigt die Leistungsfähigkeit des Verdauungs-Traktes in dieser Zeit deutlich. Daher vertragen wir auch heute im Winter reiche, schwere Kost besser als im Sommer. Im späten Winter baut der Körper Kapha (Materie) auf, um sich vor Kälte und Auszehrung zu schützen.

Geprägt von kaltem Wetter, einem Gefühl von Schwere und erhöhter Feuchtigkeit ist der Winter eindeutig Kapha-Zeit. Auch das kalte, windige Vata-Dosha zeigt sich während dieser Jahreszeit. Vata wird vor allem an der Haut sichtbar - ihr mangelt es an Glanz, Vitalität und Elastizität der Haut wegen der sich zusammenziehenden Blutgefäße bei nierdigen Temperaturen. Laut Ayurveda führen die winterlichen Muskelspannungen zu flachem Atmen und reduzierter Flüssigkeits-Zirkulation. Beides begünstigt die Ansammlung von Toxinen und somit eine erhöhte Infektanfälligkeit. Wer jetzt ungünstig isst und zu große Fettreserven speichert, findet schnell ein erhöhtes Kapha-Dosha. Damit einher geht häufig eine Ansammlung von krank machenden Schleim.

AYURVEDA WINTER-TIPPS Ob du nun eher Vata oder Kapha ausgleichen solltest, hängt von deiner Konstitution und deiner aktuellen Verfassung ab. Routinen helfen, Vata in Balance zu halten. Kapha jedoch profitiert von Spontanität. Was dir guttut, findest du durch Ausprobieren oder eine ayurvedischen Beratung heraus.


Ayurvedischer Empfehlungen, wie du gesund durch den kalten Winter kommst:

  • Gönne dir täglich eine Selbst-Massage (Abhyanga) mit warmen Sesamöl. Im Idealfall findest du noch Zeit für deine morgendliche Yogaroutine bevor du duschen gehst. Du kannst das überschüssige Öl entweder mit einer milden Seife abwaschen oder -im Ayurveda üblich- mit einem Kräuterpulver entfernen. Ein solches Pulver (Churna) sollte adstringierend (zusammenziehend) sein, ohne die Haut auszutrocknen.

  • Um die Atemwege zu pflegen, eine sich anbahnende Erkältung abzuwehren oder Erkältungssymptome zu lindern ist die Dampfinhalation mit indischem Basilikum (Tulsi), Thymian oder Eukalyptus-Öl sehr effektiv. Auch Fichtennadelöl, Salbei und Kamille wirken gut.

  • Bleib in Bewegung. Gehe jeden Tag spazieren, praktiziere Yoga und Pranayama (Atemübungen), um jegliche Schwerfälligkeit abzuschütteln. Bewegung, vor allem draußen bei Tageslicht, hilft deinem Körper gesund zu bleiben.

  • Trockene Heizungsluft und die rauen, kalten Winde entziehen der Nasenschleimhaut ihre natürliche Feuchtigkeit und machen sie durchlässiger für Krankheitserreger. Trägst du jeden Tag etwas Nasya-Öl auf, schützt du deine Schleimhäute, hältst den Geist wach und die Atemwege frei.

  • Die Einnahme eines ¼ TL Trikatu-Churna 15 Minuten vor dem Essen wirkt ebenfalls sehr gut zu dieser Jahreszeit. Trikatu ist eine traditionell-scharfe Gewürzmischung, welche die Verdauung und den Stoffwechsel fördert. Trikatu besteht aus Langpfeffer, schwarzem Pfeffers und Ingwer. Die Gewürzmischung besänftigt im Sinne des ayurvedischen Wissens die Doshas Vata und Kapha ohne Pitta zu reizen.

  • Im Winter wird die Ernährung den jahreszeitlichen Gegebenheiten angepasst. Besonders geeignete Nahrungsmittel sind Süßkartoffeln, Karotten, Rote Beete, Kürbis, Rosenkohl, Spinat, Avocados, Topinambur, Pastinaken, Möhren, Datteln, Quinoa, Reis, Haferflocken, Weizen, Amaranth, Hirse, Gerste, Nüsse, eingeweichte Trockenfrüchte wie Datteln, Rosinen oder Feigen und Gewürze, die wärmen, z.B. Zimt, Kurkuma, Nelken, schwarzer Pfeffer, Ingwer. Bevorzuge immer warme und nahrhafte Speisen (z. B. Eintöpfe, Nudelgerichte, Aufläufe). Auf Joghurt, Eis, Gefrorenes und Rohkost wird komplett verzichtet. Trockene Speisen wie rohe Haferflocken und Knäckebrot sollten ebenfalls reduziert werden. Koche im Winter mit ausreichend Öl oder Ghee.

  • Nach dem Essen unterstützt ein Tee aus Ingwer, Zimt, schwarzem Pfeffer und Koriander -, Kümmel- und Fenchelsamen die Verdauung.

  • Obwohl die Dunkelheit dazu einlädt, sollte vor allem im Winter der Tagesschlaf vermieden werden. Der Mittagschlaf verstärkt die Trägheit des Kapha Dosha. Müdigkeit vertreibst du besser mit einem würzigen Tee und frischer Luft.

  • Chyawanprash ist Fruchtmus, welches aus der Amla-Frucht hergestellt wird. Sie kann wie eine Marmelade gegessen werden und stärkt das Immunsystem mit viel Vitamin C. Das Vitamin C reiche Fruchtmus hat einen süßsauren Geschmack und kann wie Marmelade auf Brot gegessen werden, in heiße Milch gerührt oder pur mit dem Löffel gegessen werden. Wer lieber auf heimische Früchte ohne lange Transportwege setzt, greift zu Hagebuttenmus.

Wie immer ist das individuelle Dosha zu berücksichtigen. Vata-Menschen brauchen im Winter mehr Ruhe und können mit Meditation der äußerlichen und innerlichen Kälte entgegenwirken. Menschen mit dominantem Pitta neigen zu entzündlichen Krankheiten und Fieber. Für sie sind frittiertes und sehr scharfes Essen ungeeignet. Kapha-Typen dürfen scharf würzen und sollten sich auch im Winter mit viel Bewegung einheizen, um nicht in Schwermut zu versinken.


Komm gut durch den Winter und bleib gesund!




PS Empfänger des kostenlosen Inspirationsletters erhalten köstliche, winterliche Rezepte, die nach ayurvedischen Prinzipien auch mit heimischen Zutaten ganz leicht kochbar sind.

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